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Komposition, Entscheidung und Kreativität

Klavier spielen

Man kann das Klavierspielen in verschiedene Bereiche unterteilen. Ein Bereich ist die Technik. Zur Technik gehören sehr viele verschiedene Dinge. Daumenuntersatz, Daumenübersatz, stummer Fingerwechsel, Hände über Kreuz, Spreizungen, Verengungen, Akkordanschlag, Sprünge ... Ein anderer Bereich ist das Noten-Lesen-Können als solches. Dieser Bereich lässt sich in zwei Dimensionen einteilen. Die Dimension der Tonhöhe und die rhythmische Dimension. Ein weiterer Bereich ist das Vom-Blatt-Spielen. Kenntnisse in der Notenschrift und umfassende technische Fähigkeiten erleichtern das Vom-Blatt-Spielen. Die unmittelbare technische Umsetzung des Gesehenen wird als das eigentliche Vom-Blatt-Spielen bezeichnet. Etwas zu lesen, dann zu üben, und es schließlich teilweise oder ganz auswendig zu spielen, ist nicht das, was streng genommen mit Vom-Blatt-Spielen gemeint ist. Vom-Blatt-Spielen bedeutet, dass man etwas nach Noten spielt, was man nie vorher gesehen oder gehört hat. Sobald man also ein Stück anfängt zu üben, spielt man es nicht mehr von Blatt, sondern man hat bereits Bewegungsabläufe verinnerlicht.
Ein sehr wichtiger Bereich ist die Koordination. Vielleicht ist es der wichtigste. Es geht darum, mit der linken Hand etwas anderes zu machen, als mit der rechten Hand. Bedeutsam ist auch die Harmonielehre. Hier gibt es verschiedene Einzeldisziplinen. Klassische Harmonielehre, Jazz-Harmonielehre, Kontrapunkt ... Eine gute Koordination und einige Kenntnisse in der Harmonielehre erleichtern die Improvisation, also das freie Klavierspiel. Aus einer Improvisation kann eine Komposition werden. Technik, Koordination, Harmonielehre und Improvisation, sowie das Noten-Lesen-Können und am allerwenigsten das Vom-Blatt-Spielen können zur Komposition führen. Natürlich könnte man auch sagen, dass die Improvisation nach der Komposition kommt. In der Tat fällt manchen auch die Komposition leichter als die Improvisation. Ich persönlich denke jedoch, dass es leichter ist, aus dem Ausprobieren heraus (Improvisation) etwas Festes (Komposition) zu entwickeln, als sofort einen fest definierten Einfall zu haben und erst dann zu improvisieren. Die Reihenfolge von Komposition und Improvisation lässt sich auf jeden Fall umkehren und quasi endlos weiterführen. Aus einer Improvisation kann sich eine Komposition entwickeln, auf diese Komposition kann dann improvisiert werden, hier kann dann wiederum eine Improvisation festgehalten werden und als Komposition bezeichnet werden, usw.



Ihnen fällt aber einfach nichts ein? Das gibt es nicht. Im Zweifelsfall schlagen Sie einfach irgendwelche Tasten hintereinander an und sagen sich, dass das jetzt ein Einfall war. Das Problem sind nicht die Einfälle, sondern meistens die Entscheidungen. Was nützen Ihnen 1000 Einfälle, wenn Sie sich nicht für einen entscheiden können? Ein einziger Einfall ist besser, wenn Sie sich für ihn entscheiden, als 1000 Einfälle, die nicht verfolgt werden. Schreiben Sie also einfach drei Töne hintereinander auf, und denken Sie sich einen Rhythmus für die Tonfolge aus, oder Sie versuchen die Tonfolge zu variieren. Der Anfang kann ein Zufall sein, danach ist es von Bedeutung, wie gut Sie die einzelnen Bereiche beherrschen, und wie gut Sie die Regeln vergessen können.

Kenntnisse in allen Bereichen und Entscheidungsfreudigkeit, welche wichtiger als Kreativität ist, führen zur Komposition. Der unwichtigste Bereich dürfte für einen Komponisten übrigens das von vielen als so wichtig angesehene Vom-Blatt-Spielen sein.

Das Geheimnis der Kreativität, eine Ursache der schlechten und genialen Einfälle, ist eine hohe Entscheidungsfreudigkeit. Mozart hätte niemals so viel komponieren können, wenn er jedes Mal stundenlang über seine Entscheidungen nachgedacht hätte.

Besonders wichtig für das Klavierspielen als solches ist natürlich die Interpretation. Der Klavierspieler kann eine Komposition interpretieren, d. h. auf seine persönliche Art und Weise aufführen (bei schwierigen Stücken spielt er meistens auswendig). Die Interpretation spielt aber auch beim Vom-Blatt-Spielen eine wichtige Rolle. Zur Interpretation gehören Artikulation, Phrasierung, Agogik, Dynamik und Mikrorhythmik.

Die Fähigkeit des Auswendiglernens ist natürlich ein weiterer wichtiger Bereich. Hierbei spielt vermutlich das Mustererkennungsvermögen eine entscheidende Rolle. In Intelligenztests entspricht das den Aufgaben mit z. B. drei Bildern, wo man dann das vierte Bild logisch ergänzen muss. Außerdem ist ein emotionaler Bezug hilfreich oder auch assoziative Vorstellungen (eine Geschichte erfinden). Was ist mit Mustererkennungsvermögen gemeint? Das fängt bereits damit an, dass man erkennen muss, dass sich die schwarzen Tasten in 2er- und 3er-Gruppen beständig wiederholen. Des-Dur, Es-Dur und As-Dur in Grundstellung weisen z. B. das gleiche Schwarz-Weiß-Schwarz-Muster auf. Rhythmische Patterns (Muster) können wiederholt auftreten. Melodiephrasen die erkannt wurden, können auch in einer Abwandlung wieder erkannt werden. Natürlich muss auch der formale Aufbau eines Stückes erfasst werden. Es gibt Griffmuster (Griffbilder), Fingermuster (ein bestimmter Fingersatz der sich wiederholt), Melodische Muster (wiederkehrende Intervallfolgen), Rhythmische Muster, Harmonische Muster (wiederkehrende Harmoniefolgen) und formale Muster (der Aufbau eines Stückes). All diese Ebenen können auf komplizierte Art und Weise ineinander greifen.